Was
in den Medien über dieses Buch zu lesen und hören war, finden Sie im
Pressespiegel
Was Katrin Sabeditsch über Schneewittchen schreibt:
Roswitha
Zauner wurde am 29. 8.
1938 in Peuerbach Oberösterreich geboren. Verheiratet ist die Kinder- bzw.
Jugendbuchautorin und Lyrikerin mit Dr. Friedrich Ch. Zauner, der wie seine Frau
seit 1965 als freischaffender Schriftsteller in Rainbach bei Schärding lebt.
Zusammen haben die beiden vier Kinder. Roswitha Zauner besuchte eine Handelsschule
in Linz und hat die Ausbildung zur Zahnarztassistentin. Schon
als Kind war es Roswithas Lieblingsbeschäftigung Geschichten zu erfinden,
besonders zusammen mit ihrer gelähmten Großmutter. Nachdem diese gestorben
war, zahlte sie sogar ihrer Schwester 50 Groschen fürs Zuhören. Als
Schriftstellerin verfasste sie unter anderem Hörspiele, die im gesamten deutschen
Sprachraum gesendet wurden und sie veröffentlichte erfolgreiche Lyrikbände.
Zahlreiche Gedichte von ihr wurden von bekannten KomponistInnen vertont. Roswitha
Zauner veranstaltet literarische Abende, bei denen sie ihre eigenen Gedichte selbst
liest und eine Sängerin Beispiele der Vertonung vorträgt. Als Mutter
von vier Kindern war sie es gewohnt Geschichten zu erzählen, daraus ist ein
eigener literarischer Schwerpunkt entstanden: sie begann vor allem Kinderbücher
und Kindertheaterstücke zu schreiben. Geschichte
der Märchen: Märchen
waren, bis sie von den Brüdern Grimm gesammelt, niedergeschrieben und damit
zementiert wurden, nur mündlichüberliefert. Sie haben sich daher in
den verschiedenen Regionen und Ländern recht eigenständig entwickelt,
sich auch ständig verändert und den Gegebenheiten der Zeit angepasst
worden. Auch das Temperament des jeweiligen Erzählers schlug sich dabei nieder.
Märchen waren besonders in Zeiten vor Fernsehen und Rundfunk beliebte Möglichkeiten,
sich vor allem an Winterabenden die Zeit zu vertreiben. Da saßen die Erwachsenen
in warmen, schlecht erleuchteten Stuben zusammen und erzählten sich Geschichten.
Die Kinder, solange sie eben aufbleiben durften, waren eigentlich einfach nur
mit dabei. Diese Märchen waren also vor allem Geschichten für Erwachsenen.
Die Sammlung der Brüder Grimm hieß ja auch "Kinder- und Hausmärchen".
Auch Roswitha Zauner wendet sich nicht spezifisch an Kinder, sondern an Leser,
die an fantasievollen Geschichten Freude haben. Das
Originalmärchen der Gebrüder Grimm: Bei
Schneewittchens Geburt stirbt ihre Mutter. Als das Kind heranwächst, heiratet
ihr Vater, der König, wieder. Die Stiefmutter ist eine wunderschöne,
aber kaltherzige und hochmütige Hexe. Als ihr sprechender und allwissender
Spiegel das Schneewittchen und nicht sie die Schönste im ganzen Land nennt,
beschließt sie, ihre Stieftochter umbringen zu lassen. Dieser aber gelingt
die Flucht durch den Wald, und sie gelangt zu den sieben Zwergen. Der Zauberspiegel
verrät das Versteck, und die Stiefmutter macht sich verkleidet auf den Weg,
um Schneewittchen eigenhändig zu töten. Zweimal können die Zwerge
dies noch verhindern, als Schneewittchen aber in einen vergifteten Apfel beißt,
hat die List der Hexe gesiegt. Den Zwergen bleibt nichtsübrig, als wenigstens
Schneewittchens Schönheit in einem gläsernen Sarg zu bewahren. Ein Königssohn,
der bald heiraten soll, verliebt sich in die scheinbar tote Prinzessin. Beim Versuch,
den Sarg auf sein Schloss abzutransportieren, fällt dieser zu Boden und das
vergiftete Apfelstück rutscht Schneewittchen aus dem Hals. Sie erwacht, und
der Prinz heiratet sie. Auch dies erkennt der Spiegel, aber die böse Königin
will sich leibhaftig von Schneewittchens Wiedererwachenüberzeugen. Als sie
auf deren Hochzeit einsehen muss, dass sie verloren hat, werden ihr glühende
Eisenschuhe angezogen, und sie tanzt sich zu Tode. Roswitha
Zauner hat aus diesem traditionellen Märchen eine Paraphrase verfasst. Paraphrase (griech. para = dazu, neben und fraseïn = reden, sagen) bdeutet eine
erklärende, verdeutlichende Umschreibung eines Sachverhalts oder Textes.
Die Grundstruktur des Märchens ist zwar erhalten geblieben, genauso wie die
einzelnen Figuren - diese sind jedoch mit viel Witz und Fantasie modifiziert,
also etwas verändert worden. Außerdem hat die Autorin die berühmte
Geschichte durch neue Gestalten und Begebnisse erweitert. Somit ist ihr eine interessante
Verbindung von Märchenelementen mit moderner Sprache gelungen. Und diese
wird von poetischen Passagen, Gedichten und Lieder angereichert. Die Charaktere
stehen stellvertretend für die verschiedenen gesellschaftlichen Schichten.
Grunsätzlich also ist die Persönlichkeit der einzelnen Figuren dieselbe
wie im Originalmärchen - nur eben mehr ausgeschmöckter und deutlicher
dargestellt. Wie schon erwähnt hat die Autorin auch einige neue Personen
hinzugefügt. Den Inhalt ihres Märchens möchte ich in der Charakterisierung gleich
miteinbeziehen. Der
Känig: Schneewittchens Vater. Er wird als besonders gutmütig, mitleids-
und verständnisvoll gezeichnet. Er stellt in gewisser Weise eine Wunschautorität
dar, der sein Volk schützt, liebt und dessen Meinung akzeptiert. Ziemlich
am Beginn des Märchens kritisiert Zauner, dass Adelige bzw. allgemein sozial
Höhergestellte sich alles erlauben dürfen. (ZITAT S. 6) Er wird aber
auch als naiv und leichtgläubig beschrieben. Seine Gutmütigkeit und
sein blindes Vertrauen in andere wird ausgenutzt, etwa vom Obersthofmarschall. Der
Obersthofmarschall: Dieser ist eine neue Figur, mit der Zauner zeigt, wie
sehr manche von Macht und Reichtum besessen sind und dafür über Leichen
gehen. Er ist hinterhältig, ein Betrüger. Man bemerkt auch, dass oft
gar nicht die Herrscher selbst regieren, sondern sich von anderen alles Mögliche
einreden lassen und somit hintergangen werden. Roswitha Zauner hat hier auch Elemente
eines Krimis in ihr Märchen eingefügt. Der Obersthofmarschall stellt
neben der Königin, die Hauptperson in dem Geschehen dar. Die beiden haben
ein Abkommen: Er machte sie zur Königin und sie sorgt nun dafür, dass
er selbst die Machtüber das Land bekommt. Die
Königin: Anhand der kaltherzigen und extrem eifersüchtigen Königin
und Stiefmutter Schneewittchens wird die eigentliche Moral des Märchens deutlich
- und zwar, dass nicht die äußere, sondern die innere Schönheit
zählt. (ZITAT S. 72) Sie selbst ist also fest davonüberzeugt, dass die
äußerliche Schönheit das Höchste und Wertvollste ist, was
eine Frau besitzen kann. Am Beginn des Märchens wird gezeigt, wie sehr sich
das Volk, also die Menschen allgemein, durch das Aussehen täuschen lassen.
Im Laufe der Geschichte sehen sie aber ein, dass ihre Schönheit nur aufgesetzt
ist - und sie innerlich hässlich ist. Sie selbst erkennt jedoch nie, dass
Schönheit auf inneren Werten basiert - deshalb bergeift sie auch nicht, warum
laut Zauberspiegel das eigentlich unscheinbare Schneewittchen die Schönste
im ganzen Land sein soll, obwohl doch sie, die Königin, die schöneren
und vor allem teureren Kleider und Kosmetika besitzt. Der
Buckelige: Den Spiegel hat die Königin nicht wie im Originalmärchen
schon immer gehabt, sie bekommt ihn von ihrem Bruder, dem Buckeligen, der Zauberkünste
besitzt, ls Hochezitgsgeschenk. Dieser Mann, ein Krüppel, wird erst von allen
akzeptiert, als man erfährt, dass er mit der Königin verwandt ist. (Wieder
eine Anspielung auf Aussehen und soziale Stellung.) Er versucht im Laufe der Geschichte
seiner Schwester klar zu machen, was wirkliche Schönheit ausmacht. Schneewittchen: Schneewittchen ist, wie man es aus dem Originalmärchen kennt, gutmütig,
herzlich und hilfsbereit geschildert. Um ihr Äußeres kümmert sie siwenig,
trotzdem ist sie wunderschön. Ihre positiven Eigenschaften, also ihr Inneres
spiegelt sich in ihrem Aussehen. An ihrem Charakter wird gezeigt, dass es nicht
auf die äußeren, sondern auf die inneren Werte ankommt. Das Mädchen
wird auch nicht als typische Prinzessin dargestellt, sie genießt es, einmal
nicht von Dienern abhängig zu sein und stattdessen für andere sorgen
zu dürfen. Roswitha
Zauner stellt auch die Unterdrückung der Frau dar - das "Hausfrauenklischee".
Und zwar mit zwei ganz neuen Figuren. Der
Förster und seine Frau Adelheid: Der Förster ist die Trägheit
in Person, er sucht sich immer die dümmsten Ausreden, um nicht arbeiten zu
müssen. Stattdessen schläft er ständig und kommandiert seine gutmütige
Frau herum. Er ist sehr konservativ und lebt mit Adelheid seit 20 Jahren im Zauberwald
in einer alten Holzhütte. Die Frau muss alles tun, was ihr Mann ihr befiehlt.
(ZITAT S. 72) Sie weiß aber vieles besser und ist oft klüger als er,
jedoch wird ihre Meinung von ihm nicht akzeptiert und für lächerlich
gehalten. Der Mann bestimmtüber die Frau und ihre Gefühle und Wünsche
sind unwichtig. Der
Prinz: Der Prinz, der aus einem kleinen Land stammt, hat sich mit zwei Dienern
auf den Weg gemacht, um die Welt zu erkunden. Dies ist allerdings nur ein Vorwand
für ihn, um nicht heiraten zu müssen, da die von seinen Eltern auserwählte
Braut keineswegs seinen Vorstellungen entspricht. Anhand des Prinzen wird meiner
Ansicht nach die Sehnsucht nach Unabhängigkeit und Verpflichtungen ausgedrückt.
Deutlich werden auch die Unselbstständigkeit, Unfähigkeit und Bequemlichkeit
der Adeligen. Da er sich selbst nicht versorgen hätte können, machen
sich mit ihm zwei Diener auf den Weg. Er ist etwas versponnen und stur, aber im
Grunde ein liebenswerter junger Mann. Die Diener Lipp und Xaver: Die Szenen mit den beiden sind sehr humorvoll
beschrieben. Sie versuchen ihrem Prinzen zu helfen, der dies aber in seiner Zerstreutheit
nicht erkennen kann bzw. will. Sie wissen nicht, wie sie mit den für sie
nicht alltäglichen Situationen umzugehen sollen und sind oft völlig
hilflos. Ohne ihren gewohnten Tagesablauf kommen sie leicht aus dem Konzept. Sie
geben sich große Mühe, um dem Prinzen alles Recht zu machen und versuchen
sogar eine geeignete Frau für ihn zu finden, damit er endlich wieder nach
Hause ins bequeme Schloss zurückkehrt. Der Prinz weiß dieses jedoch
nicht zu schätzen, da das Bemühen seiner Untertanen für ihn zur
Selbstverständlichkeit gehört. Allgemein möchte Zauner zeigen,
dass man oft die Geduld und Hilfsbereitschaft anderer nicht zu schätzen weiß.
Durch ihre Tollpatschigkeit und Naivität bringen Lipp und Xaver jedoch Schneewittchen
wieder zurück ins Leben und werden am Ende des Buches sogar zu hoch angesehenen
Bürgern. Weitere Anspielungen und Kritik an Autoritätspersonen werden
in zweideutigen Aussagen der Untergebenen deutlich. Wie z.B. nach dem Hochzeitsfest,
als zwei Mägde den Festsaal sauber machen. (ZITAT S. 17) Kurz zur formalen Analyse: Zauner arbeitet mit mehreren formalen Mitteln:
Sie schmückt typische Verhaltensmuster aus, um diese authentischer wirken
zu lassen. (ZITAT S. 8) Dadurch kann man sich gut in die Situation hineinversetzen
und mitfühlen. - Vorausdeutungen, (ZITAT S. 16) Lautmalerei, (ZITAT S.17)
zahlreiche Aufzählungen, (ZITAT S.42) Metaphern, (ZITAT S. 42) Vergleiche, (ZITAT S. 78), bekannte Sprichwörter,
(ZITAT S. 102) Philosophisches (ZITAT S. 32; 58) Roswitha
Zauner benützt eine sehr farbige Erzählweise, und obwohl das Märchen
zeitgemäß verfremdet ist, bleibt das traditionell Märchenhafte
doch erhalten. Sie versteht es mit subtilen, also zarten, feinsinnigen sprachlichen
Mitteln starke Wirkung zu erzeugen. Ich
habe der Autorin per Mail einige Fragen gestellt, eine davon war der persönlichen
Lieblingsstelle in ihrem eigenen Werk. Zufällig ist ihre auch gleichzeitig
meine: Der Zauberwald als nicht mehr nur düstere Welt in der Phantasie der
Kinder, er hat in der Schilderung Roswitha Zauners auch komische und groteske
Züge erhalten. So hat sie auch z. B. Geister hinzugefügt. Ihre Lieblingsszene
ist jene mit dem Tag- und dem Nachtgeist, (ZITAT S. 42) die sich nur immmer ind
er kurzen der Morgen- und Abenddämmerung sehen können. Besonders zufrieden
ist die Autorin damit, dass ihr komische Szenen gelungen sind, die in Märchen
ja eigentlich seltn vorkommen und sie ist froh, dass die Geschichte ziemlich treu
erhalten geblieben ist und die Anpassung an die Gegenwart nicht mit dem Holzhammer
hergestellt wurde. Eine
andere Frage war, ob sie der Meinung ist, dass man Märchen zur Kinderliteratur
zählen kann, da die Geschichten ja oft sehr grausam sind. ZITAT
Zauner: Erwachsene Menschen, auch viele Autoren neigen dazu, mit ihren Werken
pädagogisch wirken zu wollen, zu glauben, dass sie die Welt nach ihren eigenen
Vorstellungen verbessern müssten. Das wirklich Schöne am Märchen
ist die Tatsache, dass sie solche Ambitionen nicht haben. Sie wollen nur die Phantasie
des Menschen beschäftigen, Empfindungen auslösen, eher den Gemütsbereich
ansprechen. Darin, dass Kinder in diesen Dingen offener und unbekümmerter
reagieren, viel schöpferischer sind, mag auch der Grund liegen, warum Märchen
der Kinderwelt zugeschoben wurden. In Wirklichkeit ist es aber ein Mangel, dass
zuviele Erwachsene ihre angeborenen musischen Fähigkeiten mit der Zeit (durch
unsere Schule? - durch unsere oft seelenlose Berufswelt?) eingebüßt
haben. Meiner Ansicht nach macht eine pädagogische, erzieherische, gesellschaftsdeuterische
Literatur die Menschen wahrscheinlich klüger, die poetische (zu der auch
die Märchen zählen) ganz bestimmt reicher. Katrin
Sabeditsch ist Schülerin an einem Wiener Gymnasium und steht vor ihrer Matura. Im Bereich der Literatur gilt ihre Vorliebe dem Poetischen und den englischen
Fairy-tailes. Ihre Arbeit über "Schneewittchen" ist mit einem Sehr
Gut benotet worden, die Professorin |